26. Okt 2023
Wortgottesdienstfeier in der Kirche, anschließend persönliche Begegnungen in der Alten Schule
Am 26. Oktober hatten Marlies und Waldemar Deigert wieder zum traditionellen Donnerstagskaffee in der Alten Schule eingeladen. Würstchen, Brötchen, Kaffee und Kuchen boten einen gemütlichen Rahmen für persönliche Begegnungen und angenehme Gespräche. Gerade für ältere Menschen ist der Donnerstagskaffee eine schöne Gelegenheit, um mit anderen ins Gespräch zukommen und sich über Gott und die Welt auszutauschen.
Der 26. Oktober ist der Gedenktag des Hl. Witta von Büraburg, ein ehr unbekannter Heiliger. Witta gehört zur Gruppe der ersten angelsächsischen Mönche, die mit dem hl. Bonifatius und dem hl. Lullus um 700 den hessisch-thüringischen Raum missionierten. Bonifatius weihte Witta 741/742 zum ersten Bischof von Büraburg. Büraburg war das erste Bistum in Deutschland östlich des Limes.
Im Schutz der Burg auf dem Büraberg in der Nähe von Geismar bei Fritzlar im Schwalm-Eder-Kreis hatte Bonifatius 723/724 die Donar-Eiche gefällt, um damit die Ohnmacht der altgermanischen Götter zu beweisen. Die Eiche war eines der wichtigsten germanischen Heiligtümer.
Witta lebte bis zu seinem Tod auf der Büraburg und wurde in Bad Hersfeld begraben.
Die ersten Glaubensboten, die aus einem gut organisierten klösterlichen Leben in England nach Germanien kamen, waren davon beseelt, das Licht des Evangeliums in die Welt zu tragen. Die Germanenmission gestaltete sich aber alles andere als einfach: andere Sprache, fremde Kultur, heidnische Bräuche, Ablehnung… – Ist das nicht heute auch unsere Erfahrung als Christen?
Der hl. Witta hat sich von seinen negativen Erfahrungen nicht entmutigen lassen und gemeinsam mit Bonifatius die christliche Glaubensbotschaft in das heidnische Germanien gebracht.
Evangelium: Lk 5,1-11 Der wunderbare Fischfang und die ersten Jünger
Es geschah aber: Als die Volksmenge Jesus bedrängte und das Wort Gottes hören wollte, da stand er am See Gennesaret und sah zwei Boote am See liegen. Die Fischer waren aus ihnen ausgestiegen und wuschen ihre Netze.
Jesus stieg in eines der Boote, das dem Simon gehörte, und bat ihn, ein Stück weit vom Land wegzufahren. Dann setzte er sich und lehrte das Volk vom Boot aus.
Als er seine Rede beendet hatte, sagte er zu Simon: Fahr hinaus, wo es tief ist, und werft eure Netze zum Fang aus! Simon antwortete ihm: Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen. Doch auf dein Wort hin werde ich die Netze auswerfen.
Das taten sie und sie fingen eine große Menge Fische; ihre Netze aber drohten zu reißen. Und sie gaben ihren Gefährten im anderen Boot ein Zeichen, sie sollten kommen und ihnen helfen. Sie kamen und füllten beide Boote, sodass sie fast versanken.
Als Simon Petrus das sah, fiel er Jesus zu Füßen und sagte: Geh weg von mir; denn ich bin ein sündiger Mensch, Herr! Denn Schrecken hatte ihn und alle seine Begleiter ergriffen über den Fang der Fische, den sie gemacht hatten; ebenso auch Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, die mit Simon zusammenarbeiteten.
Da sagte Jesus zu Simon: Fürchte dich nicht! Von jetzt an wirst du Menschen fangen.
Und sie zogen die Boote an Land, verließen alles und folgten ihm nach.
Welche Botschaft kann das Tagesevangelium (Lk 5,1-11) "Der wunderbare Fischfang und die ersten Jünger" uns mit auf den Weg geben?
Das Leben kann sich ändern von einer Sekunde auf die andere. Der Schritt ins Offene fordert Vertrauen und mitunter auch den Mut, sich einzulassen – wie Simon Petrus es tut.
Petrus ist frustriert, er hat die ganze Nacht gefischt, doch ohne Erfolg.
Die Erfahrung der Vergeblichkeit haben wir doch alle schon gemacht, sich umsonst bemüht zu haben, z. B. in der Landwirtschaft, man hat Tage und Wochen geschuftet, dann hat das Wetter nicht mitgespielt und die Ernte war bescheiden.
Da breitet sich im Kopf ein Gefühl der Leere aus, man ist frustriert, alles erscheint sinnlos.
Sich vergeblich mühen, keinen Erfolg haben – das kennt Simon Petrus. Fischen, nichts fangen, mehrere Tage lang immer wieder ausfahren – und mit so gut wie leeren Netzen zurückkommen.
Doch einmal ist etwas anders. Da drängte sich die Menge zu Jesus, um das Wort Gottes zu hören. Jesus stand am See Genezareth. Und er sah zwei Boote am Ufer liegen; die Fischer aber waren ausgestiegen und wuschen ihre Netze. Da stieg Jesus in eines der Boote, das Simon gehörte, und bat ihn, ein wenig vom Land wegzufahren. Und er setzte sich und lehrte die Menge vom Boot aus. Und als er aufgehört hatte zu reden, sprach er zu Simon: Fahre hinaus, wo es tief ist, und werft eure Netze zum Fang aus! Und Simon antwortete und sprach: Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen; aber auf dein Wort hin will ich die Netze auswerfen.
Fischfang, das bedeutet harte Arbeit. Fischfang geschieht in der Nacht. In den Alltag der Fischer am See Genezareth mischt sich plötzlich ein anderes Geschehen. Jesus ist dort unterwegs. Einer, der durch sein Auftreten schon für Aufmerksamkeit gesorgt hatte.
Simon bemerkt den Menschenauflauf erstmal gar nicht. Er ist mit seiner Arbeit beschäftigt. Er wird erst aufmerksam, als Jesus ihn anspricht. "Lass mich in dein Boot. Ich brauch es, damit mich die Leute besser hören können." Simon willigt ein und nimmt Jesus an Bord. Was Jesus genau sagt, davon berichtet der Evangelisten Lukas nichts, das spielt wohl auch nicht die entscheidende Rolle.
Als Jesus zum Ende gekommen ist und sich die Menschenmenge schon aufzulösen beginnt, wird es interessant. Jesus fordert Simon auf, die Boote erneut klarzumachen für den Fischfang.
Simon war sicherlich überrascht, vielleicht schüttelte er den Kopf und Ärger stieg in ihm auf. Da kommt ein Wanderprediger und will Petrus dem erfahrenen Fischer sagen, was er tun soll. Dummes Zeug! Nur in der Nacht steigen die Fische nach oben – wenn überhaupt, Tagsüber sind sie in der Tiefe. Vieles geht Simon in diesem Augenblick sicherlich durch den Kopf. Aber – ganz erstaunlich – er beherrscht sich und sagt ganz nüchtern: "Wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen." Und fügt in Gedanken vielleicht hinzu: "Du hast doch keine Ahnung vom Fischfang. Lass mal gut sein, ich fahr dich wieder ans Ufer und ich kümmere mich um meine Netze“.
Aber irgendetwas hält ihn davon ab, es auszusprechen. Stattdessen – Simon glaubt es selber kaum – stattdessen lässt er sich auf Jesus ein. "Auf dein Wort hin, Jesus, will ich die Netze auswerfen."
Und als sie das taten, fingen sie eine große Menge Fische und ihre Netze begannen zu reißen. Und sie winkten ihren Gefährten, die im andern Boot waren, sie sollten kommen und ihnen ziehen helfen. Und sie kamen und füllten beide Boote voll, sodass sie fast sanken. Da Simon Petrus das sah, fiel er Jesus zu Füßen und sprach: Herr, geh weg von mir! Ich bin ein sündiger Mensch. Denn ein Schrecken hatte ihn erfasst und alle, die mit ihm waren, über diesen Fang, den sie miteinander getan hatten.
Was ist geschehen? Wie ging das zu, dass die Netze so voll wurden? Unerklärlich. Man kann das ein Wunder nennen.
Nicht die vollen Netze sind der Höhepunkt der Erzählung, das eigentliche Wunder ist der Mut des Simon, noch einmal hinauszufahren. "Auf dein Wort." Was auch immer Jesus gesagt haben mag: Es hatte irgendwie etwas Packendes, Zwingendes.
Was war es, was diesen erschöpften Fischer umstimmen, überzeugen, motivieren konnte? Petrus ändert seine Meinung und tut was, was er vorher als völlig sinnlos erachtet hat.
„Auf dein Wort hin.“ Das war’s – nichts weiter. Was wäre gewesen, wenn Simon nicht der Aufforderung Jesu gefolgt wäre? Er hatte ja gute Argumente. Aber dann hätte er sich um eine wichtige Erfahrung gebracht. Petrus war wohl hin- und hergerissen. Was ist genau jetzt zu tun? Er macht sich doch lächerlich, wenn er die Netze am helllichten Tag erneut auswirft und wieder nichts fängt.
Doch Simon spürt in der Begegnung mit Jesus: Das ist ein besonderer Moment. Jetzt gerade zählt noch ganz anderes als die üblichen Routinen, Erfahrungen und Argumente. Jetzt kommt es auf mich an, auf mein Vertrauen. Dass ich Mut habe, mich auf neue Situationen einzulassen.
Es gibt solche Momente, in denen es darauf ankommt: sich entscheiden müssen, sich trauen, Chance ergreifen.
Der Schritt ins Offene eröffnet eine ganz neue Perspektive. Nicht Mangel, nicht Sorge, sondern Fülle und Getragen werden. Das Leben kann überraschend anders werden. „Auf dein Wort hin.“ Das ist dann mein Schritt des Glaubens.
Aber nicht nur Glaube, Vertrauen, Mut sind gefordert. Simon muss ran. Er muss seinen Kahn flott machen. Zupacken. Sich richtig plagen. Hände in den Schoß legen – gibt’s nicht.
Und auch wir müssen ran: Wie oft haben wir schon selbst uns klagen hören, dass doch dieses und jenes anders und besser gehen sollte. Oder was andere unbedingt tun müssten. Aber Klagen führt nicht weiter. Nimm dein Leben in die Hand. Und wenn dir die Arbeit zu viel wird: Such dir Rat bei einem guten Freund.
Wenn sich dein Freund/deine Freundin nicht meldet: Ruf sie selber an. Tritt für deine Überzeugungen ein. Sag, was du denkst und willst. Ansonsten bleibt alles beim Alten. Die Kräfte der Beharrung sind unendlich stark. Es ist doch alles alternativlos. Wirklich?
"Alternativlos" wurde mal zum "Unwort des Jahres" gewählt – Zu Recht. Schließlich gibt es doch immer Alternativen! Man muss nur die unterschiedlichen Argumente sorgfältig abwägen. Oder auch mal der Phantasie und Kreativität freien Lauf lassen. "Das war schon immer so." "Das ist alternativlos." Solche Sätze ersticken alle Veränderungen schon im Keim. "Wer etwas will, findet Wege. Wer etwas nicht will, findet Gründe", ist auf einem Kalenderblatt zu lesen. Da ist was Wahres dran.
Was fasziniert an der Erzählung von Lukas? Die Vergeblichkeit, die Hoffnungslosigkeit fällt auf einmal wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Simon und seine Fischerkollegen erschrecken am Ende darüber, dass sich ihre Bedenken und ihr Frust in Luft auflösen.
Wir sollten daher offenbleiben für neue Erfahrungen und Einsichten so wie Petrus trotz anderer Meinung sagt: "auf dein Wort hin".
Simon erschrickt. So viele Fische, wo doch nichts zu erwarten war. Beide Boote auf einmal voll. Der erwartete Misserfolg ist nicht eingetreten - gegen alle Erwartung – das Ausfahren zum Fischen bei Tag war nicht vergeblich. Seine Ängste, seine negativen Gedanken – nichts hat sich bestätigt. Darüber erschrickt er.
Das Gespür für das Mögliche zu schärfen, das sollte aus dem heutigen Evangelium mitgenommen werden. Das Leben kann sich ändern - von einer Sekunde auf die andere. Das Gute sehen, das, was das Leben sinnvoll macht, offener und freier.
Der Schritt ins Offene fordert Vertrauen und mitunter auch den Mut, sich einzulassen – wie Simon es tut. Wo Jesus auftaucht, da können dann die Netze reißen, wie bei den Fischern. Was undenkbar, unvorstellbar war, geschieht auf einmal.
Und Jesus sprach zu Simon: Fürchte dich nicht! Von nun an wirst du Menschen fangen. Und sie brachten die Boote ans Land und verließen alles und folgten ihm nach.
Jesus sieht Simon und seinen erschöpften Gesichtsausdruck, den Frust. Aber Jesus traut Simon etwas zu. Hab keine Angst. Wag ihn, den Sprung ins Offene. Und so brechen Simon und seine Fischer-Freunde noch einmal zu ganz neuen Ufern auf.
Was unmöglich war, wird möglich. Alles bekommt eine neue Perspektive.