06. Mär 2024
Anschließend persönliche Begegnungen in der Alten Schule
Barmherzigkeit – Verantwortungsbewusster Reichtum
In der 2. Fastenwoche, am Donnerstag, 29. Februar 2024, 10:00 Uhr, hatte der Pfarrgemeinderat zur Andacht Barmherzigkeit – Verantwortungsbewusster Reichtum eingeladen. Im Anschluss trafen sich die Andachtsbesucher:innen in der Alten Schule bei Kaffee und Fettebrote.
In der Fastenzeit sollten wir prüfen, ob unser innerer Kompass noch stimmt. Wenn nicht, ist es Zeit, sich neu auszurichten. Woran aber sollen wir unser Leben messen?
Für viele Menschen ist das Wort Gottes ein verlässlicher Begleiter durch das Leben. Es hilft ihnen, der Versuchung zu widerstehen, den vermeintlich leichteren Weg zu wählen. Es schenkt Orientierung und ermöglicht die Begegnung mit Christus.
Im Mittelpunkt der Andacht stand das Tagesevangelium (Lk 16,19-31), das die
Geschichte vom
reichen Mann und vom armen Lazarus erzählt.
In jener Zeit sprach Jesus:
Es war einmal ein reicher Mann, der sich in Purpur und feines Leinen kleidete und Tag für Tag herrlich und in Freuden lebte.
Vor der Tür des Reichen aber lag ein armer Mann namens Lazarus, dessen Leib voller Geschwüre war. Er hätte gern seinen Hunger mit dem gestillt, was vom Tisch des Reichen herunterfiel. Stattdessen kamen die Hunde und leckten an seinen Geschwüren.
Als nun der Arme starb, wurde er von den Engeln in Abrahams Schoß getragen. Auch der Reiche starb und wurde begraben. In der Unterwelt, wo er qualvolle Schmerzen litt, blickte er auf und sah von weitem Abraham, und Lazarus in seinem Schoß.
Da rief er: Vater Abraham, hab Erbarmen mit mir, und schick Lazarus zu mir; er soll wenigstens die Spitze seines Fingers ins Wasser tauchen und mir die Zunge kühlen, denn ich leide große Qual in diesem Feuer.
Abraham erwiderte: Mein Kind, denk daran, dass du schon zu Lebzeiten deinen Anteil am Guten erhalten hast, Lazarus aber nur Schlechtes. Jetzt wird er dafür getröstet, du aber musst leiden. Außerdem ist zwischen uns und euch ein tiefer, unüberwindlicher Abgrund, so dass niemand von hier zu euch oder von dort zu uns kommen kann, selbst wenn er wollte.
Da sagte der Reiche: Dann bitte ich dich, Vater, schick ihn in das Haus meines Vaters! Denn ich habe noch fünf Brüder. Er soll sie warnen, damit nicht auch sie an diesen Ort der Qual kommen. Abraham aber sagte: Sie haben Mose und die Propheten, auf die sollen sie hören.
Er erwiderte: Nein, Vater Abraham, nur wenn einer von den Toten zu ihnen kommt, werden sie umkehren. Darauf sagte Abraham: Wenn sie auf Mose und die Propheten nicht hören, werden sie sich auch nicht überzeugen lassen, wenn einer von den Toten aufersteht.
Gedanken zum Evangelium
Das Gleichnis vom reichen Mann und dem armen Lazarus ist nur von Lukas überliefert, ihm scheint es eine wichtige Botschaft zu sein.
Reichtum an sich ist nicht verwerflich und auch Jesus lehnt Reichtum nicht grundsätzlich ab. Ihm geht es um den Menschen, der an seinem Reichtum hängt und nichts anderes sieht als seinen Reichtum.
Nicht der Reichtum ist verwerflich, sondern wenn verantwortungslos mit den anvertrauten Gütern umgegangen wird. Das Evangelium appelliert daher an das Verantwortungsbewusstsein und die Moral.
Wenn wir also schon zu den Reichen gehören, zu denen, die auf der Sonnenseite des Lebens geboren wurden, denen Dinge ermöglicht werden, von denen so viele Millionen auf der Welt nur zu träumen vermögen, dann bleiben wir wenigstens barmherzig, nicht bloß aus Angst vor der großen Schlussrechnung nach dem Tod, sondern aus fester Überzeugung.
Viele tun das mit weitem Herzen: Sie lassen sich anrühren von der Not der anderen und betrachten das, was einem selbst geschenkt wurde, lediglich als geliehen. Als Leihgabe, die sich nutzen lässt, um sie für das Wohl aller einzusetzen, um anderen beizustehen, damit sie am Ende allen zugutekommen kann.
Als Menschen, die Mitmenschlichkeit leben, aus vollstem Herzen, verantwortungsbewusst mit den anvertrauten Gütern umgehen, das ist das, was uns Jesus mit dem Gleichnis sagen will.
Betrifft uns überhaupt das Evangelium, gehören wir zu den Reichen?
Sie wohnen in einem festen Haus, haben ein Konto bei der Bank, saubere Kleidung und täglich zu essen? Glückwunsch, Sie gehören zu den kaum zehn Prozent Menschen weltweit, die hochprivilegiert sind! Wenn Sie dann auch noch schreiben können, bezahlte Arbeit haben und eine Familie – dann doppelten Glückwunsch, der Kreis solcher Glückspilze ist noch kleiner! Weltweit gesehen.
Hierzulande gilt all das nicht wirklich als etwas besonders, eher als ganz normal! Das haben wir uns erarbeitet, verdient, mit eigener Hände Arbeit und Leistung redlich erworben. Was alles stimmt.
Und doch, steckt nicht auch ein Stachel im Glückwunsch? Arroganz gar?
Tatsächlich scheucht ein Blick in die Schlagzeilen und Nachrichten der Welt auf!
Kriege, die uns näher rücken, Millionen Menschen auf der Flucht.
Vieles haben wir uns erarbeitet, aber vieles ist uns aber auch geschenkt und stellt beileibe keine Selbstverständlichkeit dar.
Wären wir in irgendeinem Krisengebiet in Afrika geboren, oder in Nepal oder in Russland, oder in China - unser Leben sähe ganz anders aus. Was wäre dann unser kleines Glück? Wären wir dort überhaupt noch gesund? In Sicherheit beheimatet? Frei in unserem Denken, selbstbestimmt im Tun? Dickes Fragezeichen! Deshalb: Es gibt allen Grund, dankbar sein kleines Dasein zu genießen und bewusst zu sehen, wie gut es das Leben mit uns hier meint. Gerade weil es so viel Hetze und Verleumdung gibt, die statt Dank nur Neid kennen - und höchste Angst, auch nur ein kleines Stück des Glücks mit andern teilen zu müssen.
Wir sollten Augenblicke der Dankbarkeit auf kleine Zettel schreiben und in einem Glas sammlen, damit wir merken, wie reich wir jeden Tag beschenkt werden:
> Eine wunderbare Nacht mit erfrischendem Schlaf
> Ein schmackhaftes Essen
> Ein verschmitztes Lächeln des Nachbarkindes
> Eine freundliche Bedienung im Supermarkt
Glücksmomente, Augenblicke voll Überraschung, Das braucht der Mensch.
Lasst uns Glücksmomente pflegen, teilen und weitergeben, sobald wir sie geschenkt bekommen.
Hätte jeder Mensch ein Auge für sein kleines Glück, dann bliebe übles Gerede der Nörgler, der Unzufriedenen, der Miesepetrigen aller Art, die nichts Gutes sehen unerhört und es gäbe mehr Zufriedenheit.