Kleinlüder liegt etwa 6 km flußaufwärts von Großenlüder an der Einmündung der Kalten Lüder in die Lüder. Ein wenig abseits von Lärm und Verkehr der großen Welt, in einem anmutigen Tal von Wiesen und Wäldern umgeben, leben hier in schönen Fachwerkhäusern oder in schmucken Neubauten inmitten gepflegter Gärten etwa 1.020 Menschen.
Clein Lyder wird erstmals bezeugt in 1574 auf der Landkarte des Ortelius. Zu dieser Zeit muss in diesem Ort aber bereits ein Wehrturm aus dem Spätmittelalter (um 1300) existiert haben, in dem sich eine Kapelle befand. Welchen Namen sie trug ist nicht bekannt. Eine Kapelle zu Ehren des hl. Johannes des Täufers wird aber im Jahre 1656 erwähnt – als Filiale der Pfarrei Großenlüder. Ab 1840 gehörte Kleinlüder zur Pfarrei Blankenau und in 1842 wurde die Kapelle erweitert.
Im Jahre 1900 hatte die Gemeinde Kleinlüder schon über 600 Einwohner und die Kapelle war viel zu klein. Man entschloss sich deshalb, statt zu erweitern, lieber neu zu bauen. Der letzte Gottesdienst wurde am 5. Juni 1910 gefeiert, dann erfolgte der Abriss. Der Turm aber blieb. Nach den Plänen des Fuldaer Architekten Hermann Mahr begann man umgehend mit dem Neubau. In unglaublich kurzer Zeit wurde das Gotteshaus erstellt = Grundsteinlegung am 24. Juli 1910, Rohbaueinweihung und Benediktion am 13. November 1910 und rechtzeitig vor Wintereinbruch fand der erste Gottesdienst im Rohbau statt. Viel Eigenleistung war gefordert und wurde unter großen Anstrengungen erbracht. Die Kirchweihe erfolgte am 8. Mai 1912 durch Bischof Josef Damian Schmitt.
Die Kirche ist im neuromanischen Stil an den Turm angebaut. Der Altarraum zeigt nach Norden, da eine Ausrichtung nach Osten aus Platzgründen nicht möglich war. Die 4 starken Vierungspfeiler stehen auf den Fundamenten der alten Kirche und tragen den dreischiffigen Innenraum. Dieser Innenraum hat im Laufe der Zeit manche Veränderung erfahren. So wurde im Altarraum nach ausdrucksstarker ornamentaler Ausmalung mit Christkönigsbildnis (1927) und dem Motiv der Dreifaltigkeit (1949) schließlich nach dem Konzil auf farbliche Betonung verzichtet. Den Hochaltar schmückt ein neugotischer Aufsatz mit vier Heiligenfiguren. Über dem Zelebrationstisch ist ein Holzkreuz mit Christuskorpus angebracht, die beide weit über 300 Jahre alt sind. Das Holzrelief seitlich vom Ambo war Teil der früheren Kanzel.
Ein Holzrelief der Taufe Jesu war das Altarbild der Vorgängerkirche und bereichert den Kircheninnenraum ebenso wie die ehemalige Kommunionbank (1913).
Um für die (damals noch) zahlreichen Kirchgänger genug Platz zu haben, wurden in 1972 die Empore erweitert und die Orgel auf einer Konsole über dem Beichtstuhl an einer Seitenwand angebracht.
Zum Gottesdienst rufen 4 Glocken, die in 1958 angeschafft wurden. Seit 1963 ist Kleinlüder eine selbständige Pfarrkuratie.
Zu den herausragenden Stätten der Gemeinde Kleinlüder gehört die Mariengrotte, die seit vielen Jahrzehnten Ort des Gebetes für Dorfbewohner sowie Besucher aus Nah und Fern ist.
Ein tragischer Unglücksfall in 1887 war Anlass zur Aufstellung einer Marienstatue durch Benjamin Kempf, dem Ehemann der Verstorbenen. Um diese Statue errichtete er eine kleine Grotte (1900), die in 1910 von seinem Sohn Anton neugestaltet wurde. In 1956 begann dieser, inzwischen als Grottenbaumeister bekannt, mit vielen freiwilligen Helfern neben der bisherigen Grotte mit einem kompletten Neubau einschließlich Altarnische. Die Einweihung fand im Mai 1961 statt - im November 1961 starb ihr Erbauer im 79. Lebensjahr.
Die Marienstatue ist noch immer die gleiche, die am damaligen Unfallort aufgestellt wurde.
Als Tischplatte in der Altarnische dient die steinerne Stele, die auf dem Friedhof zum Gefallenengedenken aufgestellt war und in 1966 durch eine Bronzetafel ersetzt wurde.
In der alten Grottennische lädt eine Gebetstafel zum Innehalten ein.
Maiandachten und die Lichterprozession zu Mariä Himmelfahrt im August sind besondere Anlässe diesen Gnadenort aufzusuchen. Doch die landschaftlich ideale Lage mit Blick auf Kleinlüder lädt immer und zu jeder Zeit zum Kraftschöpfen ein
Mit einem Wappen des Erbauers Adalbert von Schleifras in der Decke des Chores und einer Flachdecke mit Rose als Verzierung besticht das "Interieur" der Kapelle durch schlichte, aber betonte christliche Symbolik. Eine auf zwei toskanischen Säulen ruhende Empore trägt zum abrundenden Gesamtbild unseres architektoniscen Juewels bei. Wenn auch von der usrprünglichen Ausstattung außer dem Wappen und weiteren Utensilien nicht mehr viel übrig geblieben ist, so bleibt dennoch ein ordentlicher Gesamteindruck im Gedächtnis des Rezipienten haften.
Der Name ist kein Produkt einer fantastischen Imagination, sondern basiert auf handfesten Grundlagen. So ruht im Inneren der Kirche tatsächlich ein kleiner Kreuzpartikel des Kreuzes Jesu, an dem er 30 nach Christus starb. Seit 1913 wird der Kreuzpartikel dort aufbewahrt. Zuvor befand er sich in der Obhut des Pfarrers von Giesel. Ein neu aufgekeimter Streit über die "Eigentumsinanspruchnahme" im Jahre 1955 wurde zugunsten der Wallfahrtskapelle entschieden. Damit bleibt der Kreuzpartikel Eigentum von Klein-Heilig-Kreuz. Gott sei's gedankt.
Erstmals findet die Kapelle in einer Urkunde aus dem Jahre 1348 Erwähnung. Errichtet von dem Benediktinermönch "Hermann von Hammelburg" sollte Sie zu Ehren der heiligsten Gottesmutter Maria, des hl. Benedikt, der hl. Katharina und aller Heiligen geweiht werden. Bestätigt wurde die Gründung von dem damaligen Fürstabt Heinrich VI. von Hohenberg. Gleichsam erhielt sie mit der Bestätigung einige Länderein in der Umgebung.
Doch war der Mönch nicht der erste Bewohner. Zuvor wurde das Gebiet, "Guntherskirchen" genannt, von anderen Menschn bewohnt. Doch wurde die Siedlung gegen Ende des 13. Jahrhunderts zerstört und aufgegeben.
Bruder Hermann, kein Mensch langer Worte, sondern ein Mann der Tat, verwandelte den Ort wüster Einsamkeit in eine annehmbare Gegend. Von allerelei Gestrüpp befreite er Wiesen und Hügel, so dass die verwilderte Natur einer idyllischen Landschaft wich.
Im Jahre 1507 bekommt sie schließlich einen Altar zugewiesen, der durch den Weihbischof Laasphe Bonemilch aus Erfurt eingeweiht wird.
In den Jahren der Reformation und des 30jährigen Kriegen verkommt die Kapelle jedoch zunehmends und gerät in Vergessenheit, doch nur für kurze Zeit. Unter Mitwirkung des Neuenberge Probst M.B. von Rindorff erlässt Alexander VII. einen Ablass für die Kirche, so dass sie fortan von Wallfahrern verstärkt besucht wird.
1692 wird die alte Kapelle schließlich abgerissen und unter Adalbert von Schleifras neu aufgebaut. Die Fertigstellung dauerte vier Jahre. Als eine der ersten barocken Kirchenbauten im Fuldaer Land wurde sie im "toskanischen" Barock errichtet und war damals ergo sehr modern.
1731 wurde sie dann der Pfarrei Giesel zugewiesen und blieb bis 1961 unter ihrer Ägide. Danach wurde sie nach jahrelangem Bitten nach Kleinlüder eingemeindet.
Im Zuge der Säkularisation wurden 100 Jahre nach dem Neubau der Kapelle alle Wallfahrten zu diesem Ort verboten. Die Kapelle sollte abgerissen werden. Dieses Ansinnen wurde jedoch vresucht, abzublocken. Dennoch wurde es 1805 zum Abbruch meistbietend versteigert. Drei Altäre, die Kanzel und der Kreuzweg wanderten so nach Bad Salzschlirf, eine Glocke nach Haimbach. Der neue Besitzer ließ die Kirche jedoch nicht abreißen, sondern hielt an ihr fest. Als Scheune und Stall diente sie diesem ca. 100 Jahre lang.
1850 kam jedoch wieder Bewegung in die Sache. Eine Hauskapelle wurde errichtet, die Kapelle gewann wieder an Popularität, so dass es in den folgenden Jahrzehnten nach langem Bitten von der damaligen Besitzer 1909 zurückgekauft werden konnte. Dieser Coup gelang dem damaligen Bischof Josef Damian Schmitt. Der Fuldaer Architekt Mahr wurde mit der Renovierung beauftragt und nahm sich der Kapelle an, so dass sie 1913 in strahlendem Glanze konsekiert werden konnte. Gleichzeitig ging der Kreuzpartikel in den Besitz der Kirche über. Eine lange aufregende Geschichte findet ihr gutes Ende.
Renate Bickert
Pfarrsekretärin
Kath. Pfarramt St. Johannes der Täufer,
Scharfe Ecke 4, 36137 Großenlüder-Kleinlüder
Tel. 06650/267
Mail: pfarrei.kleinlueder@bistum-fulda.de
Öffnungszeiten Pfarrbüro
Donnerstags: 16:00 - 18:00 Uhr