Lk 12,49-53
17.08.2025
Liebe Schwestern und Brüder!
1. Um Feuer auf die Erde zu werfen, ist also Jesus gekommen. Also um Brände zu legen, so kann man das auch sehen. Und das wird uns heute als Text vorgelegt in einem Sommer, an dem in Südeuropa große Waldbrände herrschen Diese für die Betroffenen katastrophalen Naturereignisse geben somit dem heutigen Text nochmals eine Verschärfung und ein Erschrecken darüber, was denn der Satz: "Ich bin gekommen um Feuer auf die Erde zu werfen“ für furchtbare Konsequenzen haben müsste. Das Evangelium zählt aber nun selbst die Konsequenzen auf: „Wie froh wäre ich, es würde schon brennen. Meint ihr, ich sei gekommen, um Frieden auf die Erde zu bringen? Nein, sage ich euch, nicht Frieden, sondern Spaltung.“ Die Konsequenz ist also nicht Frieden, sondern Spaltung. Wir haben im Lukasevangelium einen ähnlichen Satz, bei dem es um Spaltung geht. Es ist die Rede des Täufers Johannes: „Schon ist die Axt an die Wurzel der Bäume gelegt; jeder Baum, der keine gute Frucht hervorbringt, wird umgehauen und ins Feuer geworfen. Schon hält er die Schaufel in der Hand, um die Spreu vom Weizen zu trennen und den Weizen in seine Scheune zu bringen; die Spreu aber wird er in nie verlöschendem Feuer verbrennen“. Und diese Spaltung geht hinein bis in die Familien: „Von nun an wird es so sein: Drei werden gegen zwei stehen, der Vater gegen den Sohn und der Sohn gegen den Vater, die Mutter gegen die Tochter und die Tochter gegen die Mutter.“ Das wirkt unheimlich. Um was geht es hier eigentlich?
2. Mitten darin im heutigen Evangelium steht ein Satz, der wie eingeschoben wirkt: „Ich muss mit einer Taufe getauft werden, und ich bin sehr bedrückt, solange sie noch nicht vollzogen ist.“ Es ist klar: Gemeint ist, dass Jesus nach Jerusalem gehen muss, und dass er dort am Kreuz hingerichtet wird. Klar: Auch hier geht es um Spaltung: Auf der einen Seite geht es um die, die rufen werden: Kreuzige ihn! Die Folterer und die Schergen, die Feiglinge und die Schreihälse, auf der anderen Seite Jesus, dessen Tod die Vollendung seiner Sendung sein wird, die Vollendung seines Lebens aus Liebe.
3. Um das etwas näher zu beleuchten, will ich das Bild vom Feuer nochmals aufwerfen. Feuer hat ja auch etwas Positives: Waldbrände zum Beispiel, wenn nicht gerade Menschen zu Schaden kommen, sind in gewisser Weise notwendig, weil sie dem Boden Dünger zufügen, Mineralien freilegen und die Konkurrenzsituation von konkurrenzschwachen Pflanzen, Tieren und Pilzen verbessern. Neues kann werden.
4. Bleiben wir mal dabei. Kann es sein, dass Jesus nicht deshalb vom Feuerwerfen spricht, um etwas zu vernichten, sondern um Neues werden zu lassen? Kann es sein, dass das Neue so spaltet, dass es wie ein Feuer wirkt, also Ängste auslöst, Schlimmes befürchten lässt. Dann kann man das Feuerwerfen verstehen, das sich Jesus wünscht: Es solle endlich geschehen, damit klar wird, für was Jesus steht. „Wie bedrückt bin ich, solange die Taufe, mit der ich getauft werde, noch nicht vollzogen ist.“ Diese Spaltung wird kaum deutlicher als am Kreuz: Das Neue, die Liebe, die Jesus bis zum bitteren Tod lebt; und der Hass derer, die das schreien: „Ans Kreuz mit ihm“. Das Neue, das aufräumt mit einem Alten, die Menschen unterdrückendes Religionssystem, das die Leute einteilt in rein und unrein, das die Menschen zu Tieropfern verpflichtet, um Gott zu loben und das Neue, die Verkündigung der bedingungslosen Liebe Gottes. Dieses Feuer zu werfen ist Jesus gekommen. Nicht um zu vernichten, sondern um dem Neuen eine Chance zu geben. Und dieses Feuer des Neuen wird bis hinein in Familien lodern.
5. Bleibt die Frage, wo stehen wir, auf welcher Seite? Auf der Seite des Neuen, dessen, was im Johannesevangelium bezeichnet wird mit: „Ihr müsst von Neuem geboren werden“? Also ein neues Bewusstsein vom Leben, von einem Leben, das ganz tief mit Gott verbunden ist, so dass das Leben neu erscheint, selbst der Tod neu interpretiert wird, so dass der Mensch lernt, angstfreier zu leben, tief in Gott geborgen, nicht mehr um sich selbst kreisend? Oder dem Alten verhaftet bleibt: ohne Sinn, um sich kreisend, ohne Ziel, Götzen dienend. Der Riss geht nicht mehr durch katholisch oder evangelisch, auch nicht mehr durch Christentum und andere Religionen, auch nicht mehr durch an Gottglaubende oder Ungläubige: Der Riss ist heute: Wo leben Menschen in einer inneren Freiheit und Größe, erfüllt von Güte und Liebe, und wo wächst der Hass in den Herzen der Menschen. Dieses Feuer wollte Jesus, damit das Alte verbrennt und Neues werden kann.
Franz Langstein