25. Nov 2024
Am 11. November 2024 versammelten sich Großauheimer Bürgerinnen und Bürger zu einer gemeinsamen Gedenkveranstaltung am Hans-Gruber-Platz im Hanauer Stadtteil Großauheim, um ihrer jüdischen Mitbürger zu gedenken, die am 9.11.1938 Großauheim verlassen mussten. Aus Respekt vor dem jüdischen Sabbat wurde diese Veranstaltung auf den nachfolgenden Montag verlegt.
Seit November 2015 befindet sich am Hans-Gruber-Platz eine Gedenktafel für die ehemaligen jüdischen Mitbürger. Diese Gedenktafel wurde von Dr. Manfred Greb initiiert, der zu den Organisatoren der Veranstaltung zählte
Eingeladen hatte der Ortsvorsteher der Hanauer Stadtteile Großauheim und Wolfgang, Reiner Dunkel, Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 10 der evangelischen und katholischen Religionskurse der Lindenauschule bereiteten die Versammlung vor.
Ebenfalls anwesend waren Mitglieder des Großauheimer Ortsbeirats, der katholischen sowie evangelischen Kirche, die Stadtverordnetenvorsteherin Beate Funck, der Fachbereichsleiter Kultur der Stadt Hanau Martin Hoppe sowie Pfarrer Heinz Daume von der Gesellschaft Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Hanau.
Während der Gedenkveranstaltung verlasen die Jugendlichen Kurzbiographien der fünf vertriebenen Großauheimer Bürger. Dabei erinnerten sie an ihr Schicksal von Entrechtung, Emigration und Deportation. Kerzen wurden zum Gedenken entzündet und das jüdische El Male Rachamim Gebet wurde von Pfarrerin Lisa Henningsen gemeinsam mit allen Anwesenden auf Deutsch gebetet. Dieses jüdische Gebet erinnert an die Verstorbenen der Shoa und erwähnt Orte, an denen der Massenmord stattgefunden hat. Einige der bei der Veranstaltung genannten Personen starben in Vernichtungslagern, andere konnten emigrieren.
Am Ende der Veranstaltung bedankte sich Ortsvorsteher Reiner Dunkel bei den Schülerinnen und Schülern und wies nochmals daraufhin, wie wichtig diese Erinnerungskultur gerade in der heutigen politisch unruhigen Zeit ist.
Die Schülerinnen und Schüler der Lindenauschule, so Dunkel, hätten diesen Menschen, am heutigen Tag, wieder ein Gesicht gegeben, sie in Erinnerung gerufen und ihnen so ihre Würde wieder gegeben. Stadtverordnetenvorsteherin Beate Funck und die Schulpfarrerin der Lindenauschule, Lisa Henningsen, richteten mahnende und andächtige Worte an die Teilnehmer der Gedenkveranstaltung und ließen auch die aktuellen Ereignisse von Hass und Gewalt auf jüdische Menschen und Einrichtungen nicht unerwähnt.
Für die Schülerinnen und Schüler der Lindenauschule war die Teilnahme eine Herzensangelegenheit. Zitat einer Schülerin: „Wir wollen, dass die Würde dieser Menschen bewahrt bleibt und sie nie in Vergessenheit geraten“. Und ein Schüler brachte es auf den Punkt: „Außerdem wollen wir ein Zeichen setzen, dass Rassismus und Antisemitismus, gerade in dieser Zeit, keinen Platz in unserer Gesellschaft haben.“ Diese Aussagen zeigen: Nicht zu Unrecht trägt die Lindenauschule den Titel „Schule ohne Rassismus“.
Steffen Schleicher