22. Apr 2021
Zum ersten Jahrestag des Attentats in Hanau haben die Schüler*innen der Lindenauschule den Opfern gedacht und teilen Ihre Gedanken zu dem schmerzvollen Ereignis.
Neun Hände,
neun Kerzen,
neun Mal unvorstellbares Leid,
neun Mal ungeheiltes Leid.
In diesem Sinn war es in der Zeitung zu lesen, vom Bruder eines Ermordeten. Es sei, sagt
er, noch schlimmer geworden: der Schmerz, die Trauer, die Leere – es sei schlimmer
geworden im ersten Jahr nach dem Attentat.
So schnell heilt die Zeit keine Wunden. Zuerst einmal zieht sie einen Tag für Tag und jeden
Tag aufs Neue hinein in den Schrecken und das Entsetzen, das das Leben der Angehörigen
seit dem Attentat begleitet.
Deshalb ist auch eine andere Art der Begleitung wichtig. Es ist vielleicht nur ein kleines
Zeichen, nur eine kleine Hilfe. Und trotzdem ist es eine Herzensangelegenheit der
Schulgemeinschaft der Lindenauschule, den Angehörigen mit diesen Worten und diesem
Bild ihre Solidarität und ihr Mitgefühl zu bekunden.
Am 19. Februar 2020 wurden in unserer Stadt Hanau Menschen aus
Fremdenhass ermordet. An einem Tag. In einer Nacht. Töchter und Söhne von Eltern. Brüder
und Schwestern einer Familie. Mütter und Väter von Kindern.
Keiner ist vergessen und ihre Namen sind:
Ferhat Unvar
Mercedes Kierpacz
Sedat Gürbüz
Gökhan Gültekin
Hamza Kurtović
Kaloyan Velkov
Vili Viorel Păun
Said Nesar Hashemi
Fatih Saraçoğlu
Ihre Namen zu lesen und zu hören, erschüttert immer wieder. Quälende Fragen geben keine
Ruhe: Warum? Was wäre gewesen, wenn? Wie konnte nur…?
Ihre Namen zu lesen und zu hören, hilft uns aber auch, weil sie uns mahnen:
Wir sollen hinschauen, wo sich Unrecht einschleicht und Fremdenhass breitmacht.
Wir brauchen Geschick und Mut, um jeden Funken von Hass und Gewalt auszutreten, bevor
wieder ein Feuer um sich greift.
Wir brauchen die Sehnsucht nach Zusammenhalt, um aufzustehen für ein friedliches
Miteinander in unserer Stadt, in all unseren Städten und Dörfern.
Frieden – Schalom – Salam den Toten, den verletzten Seelen der Angehörigen und
unserer Zukunft.