Als die Heilige Klara und der Heilige Franziskus als Patronin und Patron erwählt waren, wurde die Idee eines Reliquiares geboren. Im Fuldaer Bischofshaus gab es noch je genau eine Reliquie von Klara und Franz. Zum Gründungsgottesdienst der neuen Pfarrei am 31. Januar 2021 war das neue Reliquiar fertig und wurde in diesem Rahmen zum ersten Mal den Gläubigen gezeigt.
Der Brauch der Reliquienverehrung geht auf die altchristliche Tradition zurück, Kirchen über den Gräbern der Märtyrer zu bauen, die aufgrund ihres Opfers für den Glauben im Stande der Heiligkeit gestorben waren. Weil die Christen die verstorbenen Heiligen in Gottes Nähe glaubten, fühlten sie sich in deren Nähe, also in der Nähe ihrer Gräber, selbst in besonderer Nähe Gottes. Seitdem werden sterbliche Überreste („Reliquien“) von Heiligen verehrt. Bis heute stehen sie im Mittelpunkt zahlreicher Wallfahrten.
Durch Missbrauch und Handel mit Reliquien (oder schlimmer: Handel mit gefälschten oder vermeintlichen Reliquien) im Mittelalter geriet die Reliquienverehrung in Verruf, vor allem durch die Reformation. Sie lebte in katholischen Gebieten zwar immer wieder auf, ist inzwischen aber vielerorts in den Hintergrund getreten.
Ein Reliquiar ist ein besonderes, oft kostbares oder kunstvolles Schaugefäß, in dem Reliquien von Heiligen eingefasst sind. Ähnlich wie die Allerheiligste Eucharistie in einer Monstranz gezeigt und darin angebetet wird, können im Angesicht des Reliquiars die Heiligen verehrt werden
(Man beachte den Unterschied zwischen der Anbetung, die Gott allein zuteil wird, und der Verehrung der Heiligen, die ja nur durch Gottes Gnade zu Heiligen wurden. Ehren wir ihr heiliges Leben, so ehren wir Gott selbst.)
Es gibt auch das Ritual des Einzelsegens mit dem Reliquiar. Die alte Idee dahinter ist: Die Heiligen waren Gott im Leben nah und sind es erst Recht in Ewigkeit – so muss doch von dem, was von ihnen „übrig geblieben“ ist, eine besondere Gottesnähe vermittelt werden können...