Kein Weihnachten in Moria

10. Dez 2020

Leuchtendes Zeichen für die Aufnahme von Geflüchteten

Aktionstag der Kampagne „Kein Weihnachten in Moria“ am 12.12. in Fulda

Am Vorabend des dritten Advents setzen die katholischen Verbände im Bistum Fulda (BDKJ, KAB, pax christi), der Katholikenrat Fulda und die Seebrücke Fulda in der Fuldaer Innenstadt ein leuchtendes Zeichen der Solidarität und Mitmenschlichkeit für die Aufnahme der Geflüchteten aus den Lagern auf den griechischen Ägäis-Inseln.

An der Außenfassade der Stadtpfarrkirche erstrahlt am Samstag, den 12.12.2020 ab 16 Uhr, das Logo der Kampagne „Kein Weihnachten in Moria“. Im Rahmen des bundesweiten Aktionstags der Kampagne leuchtet das Logo in verschiedenen Städten an Fassaden von Kirchen und Häusern. In Fulda beginnt der Aktionstag mit dem „fünf vor zwölf Mittagsgebet“ in der Stadtpfarrkirche. Die Projektion endet um 20 Uhr.

Hintergrund der Aktion ist die dramatische Situation der Geflüchteten auf den griechischen Inseln: Auf der griechischen Insel Lesbos müssen derzeit 7.300 Menschen ohne Heizmöglichkeit, ohne fließendes Wasser und ohne Gesundheitsversorgung in einem neuen Lager hausen. Dieses Lager bietet kaum Schutz vor Wind und Wetter. Viele Geflüchtete dort beschreiben das Lager aufgrund der massiven Ein- und Auslasskontrollen als Gefängnis.

Für die Träger der Kampagne „Kein Weihnachten in Moria“ ist klar: Moria ist seit Jahren Sinnbild einer verfehlten und gescheiterten EU-Migrations- und Asylpolitik. Unabhängig von parteipolitischen Auseinandersetzungen ist eine Aufnahme der Menschen aus überfüllten Flüchtlingslagern jetzt dringend geboten, damit die Menschen kein weiteres Weihnachten in Moria erleben müssen. Die Bundesregierung muss jetzt handeln. Etliche Kommunen und einzelne Bundesländer haben sich zur Aufnahme der Geflüchteten bereit erklärt.

„Kein Weihnachten in Moria“ ist eine deutschlandweite Kampagne, die die katholische Friedensbewegung pax christi ins Leben gerufen hat. Mitträger sind über 30 Organisationen, darunter der Katholikenrat Fulda, der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) Fulda, die Katholische Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) Fulda und pax christi Fulda. Weitere Informationen unter: www.kein-weihnachten-in-moria.de

Die Kampagne „Kein Weihnachten in Moria“ wird auch von Bischof Michael Gerber unterstützt. Er und weitere Unterstützer*innen des Aktionstags haben folgende Statements abgegeben:


BDKJ Fulda, Geschäftsführender Vorsitzender Thomas Schreiner:

„Wir sind mitten im Advent, Weihnachten steht vor der Tür. Trotz aller Corona-Beschränkungen werden wir diese Zeit im Kreise der Familie wohlbehütet verbringen. An den EU-Außengrenzen ein undenkbares Szenario für die Geflüchteten. Dort gibt es keine Heizung, kein warmes Wasser und kein Strom. Tausende leben unter unmenschlichen Bedingungen und fiebern mit Angst dem Winter entgegen. Mit dem Aktionstag am 12.12. möchten wir auf die Kampagne „Kein Weihnachten in Moria“ aufmerksam machen und verdeutlichen, wie dringend die Aufnahme der Geflüchteten notwendig ist.“


Bischof Michael Gerber:

„Einst waren es die Geschichten des Heiligen Nikolaus von Myra, die über die Ägäis und das Mittelmeer den Weg zu uns fanden. Sie bereichern bis heute unsere Adventszeit. Heute sind es die Geflüchteten, die auf genau dieser Route unterwegs sind. Mit der Haltung des Heiligen Nikolaus sind wir heute herausgefordert, dafür zu sorgen, dass auch ihre Geschichte einen guten Ausgang findet.“


KAB DV Fulda, Diözesansekretär Michael Schmitt:

„Über Jahre werden Menschen im Flüchtlingscamp Moria und anderen Camps entwürdigt. Ziel dabei ist es Flüchtlinge »abzuschrecken«. Heiligt der Zweck hier die Mittel? Gerade wir, die wir uns so gerne als »christliches Abendland« versuchen hervorzutun sind nun gefragt, voranzugehen, diesen Demütigungen ein Ende zu setzen. Es ist eine Ausrede, wenn wir immer auf das »ganze Europa« warten, um eine Lösung zu kreieren. Zeigen wir endlich, dass Weihnachten für uns etwas anderes ist, als Glühwein, Weihnachtsmarkt, seichtes Gedudel heimeliger Musik… zeigen wir, dass wir in über 2.000 Jahren doch etwas gelernt haben und bereit sind »Herberge« zu bieten. Lasst uns Weihnachten in einem guten Gefühl feiern.“


Katholikenrat Fulda, Vorsitzender Steffen Flicker:

"Dieser Aktionstag schärft unseren Blick auf die Not von Menschen, die auf unsere Unterstützung angewiesen sind", so Steffen Flicker, der Vorsitzende des Katholikenrates im Bistum Fulda, der die Kampagne ‚Kein Weihnachten in Moria‘ gemeinsam mit Pax Christi und vielen weiteren Trägern unterstützt. Die Lage der Geflüchteten auf den griechischen Inseln ist katastrophal. Der Katholikenrat im Bistum Fulda weist auf die ausweglose Situation der Geflüchteten auf den griechischen Inseln, die humanitäre Katastrophe, die sich dort abspielt, und die verfehlte Asylpolitik der europäischen Union hin. "Gerade jetzt ist es wichtig, ein starkes Zeichen der Solidarität mit Geflüchteten zu setzen. Hier zeigt sich: Wir gehören zusammen!", betont Steffen Flicker. "Es fällt offengesagt schwer, angesichts der Bilder, die von den griechischen Inseln zu uns kommen, ein ‚gesegnetes Weihnachtsfest‘ zu wünschen. Dabei ist die Weihnachtsgeschichte das Resultat einer Flucht. Gott kommt in eine Welt, die von Machtgier, Rücksichtslosigkeit und Verachtung bestimmt ist. Menschen, die unter extremen Bedingungen mit ihren Familien ums Überleben kämpfen, sollten wir unsere Hilfe anbieten“, hebt der Vorsitzende des Katholikenrates hervor.

pax christi, Bundesvorsitzende Stefanie Wahl:

„Mit dem Aktionstag setzen wir in Fulda und bundesweit ein leuchtendes Zeichen der Solidarität mit den Geflüchteten an den EU-Außengrenzen. Er ist aber vor allem ein politisches Signal, dass wir mit der derzeitigen EU-Asylpolitik und der Verhinderung von Aufnahme von Geflüchteten durch das deutsche Innenministerium nicht zufrieden sind. Als vor drei Monaten das Lager Moria auf der Insel Lesbos durch ein Feuer zerstört wurde, war die Not der Menschen in den Lagern auf den griechischen Inseln für alle sichtbar. Obwohl viele Politiker*innen gesagt haben, dass es kein weiteres Moria geben dürfe, leben die Geflüchtete wieder in einem neuen Lager, das nicht winterfest ist und in dem die Menschen weiter unter menschenunwürdigen Bedingungen ausharren müssen. Moria ist nicht die Vergangenheit, sondern die Zukunft der EU-Asylpolitik. Das macht der vorgelegte Entwurf zum EU-Migrationspakt deutlich. Wir fordern mit der Kampagne „Kein Weihnachten in Moria“ die sofortige Evakuierung der Hotspots auf den griechischen Inseln und die Aufnahme der Geflüchteten in Deutschland aus humanitären Gründen. Wir fordern eine Politik der Solidarität und Aufnahme statt eines EU-Migrationspakt, der auf Abschiebung, Haft und Abschottung setzt!“


Seebrücke Fulda, Aktivistin Carolin Hack:

„Seit Wochen und Monaten, ja seit einigen Jahren spitzt sich die Situation für Geflüchteten in den Lagern an den EU-Außengrenzen immer weiter zu. Nach dem Brand im Lager in Moria wurde ein neues, unsicheres, menschenunwürdiges Moria 2.0 erschaffen. Parallel dazu wird ein #Desasterpakt diskutiert, der nichts mehr als eine neue parlamentarische Legitimation für diese menschenverachtende Politik bieten würde. Der Winter steht bevor und die mediale und gesamtgesellschaftliche Aufmerksamkeit scheint für diese Krise der Menschlichkeit nichts übrig zu haben. Hier rufen wir als Seebrücke Fulda gemeinsam mit allen Seebrücken laut und deutlich: Der Winter bringt Sturm, Regen, Wind und Kälte in die ohnehin gefährlichen Lager. Mehr denn je heißt es jetzt: Leave No One Behind! Wir bleiben laut, bis alle Lager evakuiert sind!“


Jessica Kirst

Sekretariat BDKJ Fulda

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