Gedenken an
den Papst, der zur Grenzöffnung ermutigte
Der Förderverein Point Alpha und die katholische
Kirchengemeinde hatten zum Gedenkgottesdienst für Papst Johannes Paul II. nach
Geisa eingeladen.
Geisa. Der Förderverein Point Alpha hatte im November
2015 das erste überlebensgroße Denkmal für Papst Johannes Paul II. in
Deutschland auf dem Schlossplatz in Geisa eingeweiht. Die Statue schuf
seinerzeit der Schlitzer Bildhauer Ulrich Barnickel im Auftrag des Vereins.
Alljährlich findet seitdem ein Dankgottesdienst in der Stadtpfarrkirche für den
inzwischen heiliggesprochenen Papst statt, um an dessen Verdienste zur
Wiedererlangung der Freiheit in der DDR und anderen Ostblock-Ländern zu
erinnern. Weil es terminlich nicht anders passte, war der Gottesdienst in
diesem Jahr früher als der 22. Oktober, der Gedenktag Johannes Paul II.: Am Freitagabend zelebrierten ihn Geisas Stadtpfarrer Martin Lerg, Dechant
Markus Blümel und Heinz-Josef Durstewitz, ehemals Propst in Heilgenstadt im
Eichsfeld.
Papst Johannes Paul II. habe durch sein Wirken während
seines langen Pontifikats und aufgrund seiner Lebenserfahrung die Welt auf der
nördlichen Halbkugel verändert, sagte Pfarrer
Lerg. „Wir haben kein Sperrgebiet mehr und sind jetzt mitten in
Deutschland “, nannte er Beispiele.
In der Zeit des Pontifikats von Johannes Paul II. sei ein
schöner Gag verbreitet gewesen: Auf die Feststellung „Der Papst hat heute
Namenstag“, sei prompt die Frage gekommen: „Warum? Heute hat weder Johannes
noch Paul Namenstag.“ Die Antwort:
„Doch, heute ist doch der Zweite.“ Martin Lerg erinnerte daran, dass sich Karol Josef Wojtyla nach dem kurzen Pontifikat seines Vorgängers
Johannes Paul, das nur 33 Tage gedauert hatte,
am Namen seines Vorgängers orientiert hatte, als er am 16. Oktober 1978
vom Konklave zum Papst gewählt wurde. Seine Amtseinführung war am 22. Oktober.
Martin Lerg nennt ihn „Johannes Paul den Großen“, weil er während seines
Pontifikats, das 26 Jahre und 5 Monate währte, Großes geleistet habe. Das Verfahren zu seiner Seligsprechung wurde
bereits fünf Wochen nach seiner Beerdigung eingeleitet, die Heiligsprechung
folgte im April 2014. „Für römische Verhältnisse war das sofort“, sagte Pfarrer
Lerg. So habe sich Johannes Paul II.
stets mit ganzer Kraft gegen „die vergiftete Frucht des Kommunismus“ gestellt.
Er habe wesentlich dazu beigetragen,
dass in mehreren Ostblockländern die Diktaturen überwunden werden
konnten, woran man heute dankend erinnern wolle.
Nach dem Gottesdienst traf man sich zu einer Statio vor der
Papst-Skulptur auf dem Schlossplatz. Pfarrer Lerg sprach ein Gebet, das auch
Johannes Paul II. oft gesprochen hatte, in welchem der Heilige Geist angerufen
wird. Raymond Walk, Vorstandsvorsitzender des Fördervereins Point Alpha, freute
sich darüber, dass mit Berthold Dücker und Hans-Peter Häfner beide
Ehrenmitglieder des Vereins an dem „schönen und wertvollen Gottesdienst“
teilgenommen haben. Pfarrer Lergs Bezeichnung „Johannes Paul der Große“ gefalle
ihm. „Er wäre auch ein möglicher Träger des Point-Alpha-Preises gewesen. Leider
ist er zu früh gestorben“, sagte Walk. Johannes Paul II. hatte in seiner
Predigt zu seiner Amtseinführung 1978 erklärt: „Habt keine Angst! Öffnet, ja
reißt die Tore weit auf für Christus! Öffnet die Grenzen der Staaten, die
wirtschaftlichen und politischen Systeme, die weiten Bereiche der Kultur, der
Zivilisation und des Fortschritts seiner rettenden Macht! Fürchtet euch nicht!“ Elf Jahre später sei
dies dann geschehen. Der Vereinschef, der auch CDU-Landtagsabgeordneter ist,
erinnerte an die Partnerschaft von
Thüringen und Kleinpolen und berichtete
von einem Besuch in Krakau, wo Johannes Paul II. vor seiner Wahl zum Papst als
Kardinal gewirkt hatte. In der Stadt spüre man überall, wie er auch heute noch
verehrt werde.
Text: Stefan Sachs Bilder: Stefan Sachs