Katholische Kirche beteiligt sich an den Angehörigentagen
Die Justizvollzugsanstalt Hünfeld hat am Wochenende für die Angehörigen der Mitarbeitenden ihre Türen an der Molzbacherstraße geöffnet. Wie sieht das Leben und die Arbeit hinter den dicken, grauen Mauern in der Hünfelder Anstalt aus? Eine Frage, die sich viele Familien, Freunde und Verwandte im Landkreis Fulda und darüber hinaus stellen. Die Kirche mit ihren Ehrenamtlichen war dabei.
„Schatz, ich fahre jetzt in die JVA“ – diese Worte hören einige Kinder und Partner jeden Morgen. Zumindest diejenigen, deren Eltern in der Justizvollzugsanstalt Hünfeld arbeiten. Am Samstag, den 8. und Sonntag 9. Juli, konnten die Justizvollzugsbediensteten ihren Angehörigen diesen ungewöhnlichen Arbeitsplatz hinter Gittern vorstellen. Da die Arbeit in einem Gefängnis nicht leicht und mit strengen Sicherheitsvorkehrungen verbunden ist, hat sich das Hünfelder Gefängnis etwas besonderes ausgedacht: ein Sommer-Familientreffen über zwei Tage in der JVA zu veranstalten. Der Seelsorger und Ehrenamtliche waren dabei um den Familien zu begegnen.
JVA-Besichtigungstour
Nach vielen Vorbereitungen, versammelten sich sowohl am Samstag- als auch am Sonntagnachmittag insgesamt mehr als 300 Besucher und Besucherinnen, um die unterschiedlichen Bereiche des Gefängnisses kennenzulernen. Damit es auf den Fluren der JVA nicht zu voll wurde, hatte jeder Mitarbeiter die Möglichkeit, eine beschränkte Anzahl Gäste mitzubringen. Es gab eine Besichtigungstour durch die Anstalt: vorbei an der Kammer, wo die Kleidung und Besitztümer der Gefangenen verwaltet werden, an der Essensausgabe der Küche, mit einem Rundgang durch die Werkbetriebe, sowie ein Einblick in die Sicherheitsmaßnahmen und Gegenstände und dazu die Möglichkeit eine leere Gefangenenzelle von innen zu sehen.
Gefängniskirche mit Ehrenamt und „Segens-Sterne“
Und so war auch ein Besuch in der Gefängniskirche möglich, wo Gefängnisseelsorger Diakon Dr. Meins Coetsier die Gäste an beiden Tagen – am Sonntag mit Gitarre – zu einem lockeren Kirchenbesuch einlud. Mit dabei waren die Ehrenamtlichen des Gideon-Bundes, Gerhard und Liane Röchow und Peter und Dagmar Hölzer, die Bibeln und Geschenke an die Familien austeilten. Der Ehrenamtliche Musiker Addi Haas spielte am Samstag für die Besucher sowohl auf dem Klavier und dem Akkordeon als auch auf der Orgel und afrikanischen Trommeln. Die Besucher und Besucherinnen freuten sich über die schönen Klänge und Töne der Bongos und Gitarre, die speziell von der Seelsorge zur Verfügung gestellt worden waren. Eine Sonderausgabe einer „Segens-Sterne“-Karte, mit dem Motiv des Sternenhimmels des Andachtsraums, war von den Seelsorgern für den „Tag der offenen Tür“ extra gedruckt worden.
Gelungenes Familienwochenende
Ausserdem konnten die Familien neben dem Kirchenbesuch und Kaffee und Kuchen im Mehrzweckraum, auch noch einen Gefangenentransporter, der von der JVA Hünfeld bereitgestellt worden war, besichtigen, den Gefängnishund kennenlernen und erfuhren in der Sporthalle eindrucksvoll, wie Sicherheitseinsätze funktionieren. Am Ende konnten alle noch ein Foto vor einer alten Gefängnistür bei der Pforte machen und für Kinder und Jugendliche gab es als Andenken ein hessisches „Justiz-Frisbee“. Die Kinder, die so den Arbeitsplatz ihrer Papas und Mamas kennen lernen konnten, zeigten sich beeindruckt. Es ist für die Familien nicht nur höchst interessant aber auch sehr wertvoll zu sehen, wo und wie gearbeitet wird, so können gesellschaftliche Vorurteile und persönliche Ängste überwunden werden. Was in vielen anderen Berufen in Hessen eine Selbstverständlichkeit darstellt, ist im Gefängnis eben die Ausnahme.
Das gelungene Familienwochenende in der JVA Hünfeld mit Einsatz der Kirche hat so den Besuchern und Besucherinnen eine außergewöhnliche Gelegenheit gegeben, sich einen guten Eindruck von der Justizvollzugsanstalt und ihren Aufgaben zu verschaffen.
Text und Bilder: Gefängnisseelsorge JVA Hünfeld / JVA Fulda