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Erfahrungsbericht - Präsenz im öffentlichen Raum

18. Mär 2023

Erfahrungsbericht - Präsenz im öffentlichen Raum
Erfahrungsbericht - Präsenz im öffentlichen Raum

mit Menschen außerhalb der Kirche in Kontakt kommen - eigentlich erweist sich das als ganz einfach! - Ein Erfahrungsbericht aus der Zukunftswerkstatt des NEO-Programm in Bebra

Bebra, 18. März 2023. „Zukunftsschmiede“ im Rahmen des Dienstprogramms der Pastoralen Innovation unter dem Titel „neo“ (neu – einladend – ortsverbunden) in der Pfarrei St. Franziskus Bebra-Rotenburg.
Etwa 30 Aktive aus der Pfarrei trafen sich im Gasthaus „Hessischer Hof“ inmitten von Bebra.

Aufmerksam und wertschätzend

Allein der Ort signalisiert bereits, dass die Sache, um die es geht, und dass die Menschen, die sich davon ansprechen lassen, wichtig sind. Es wäre viel naheliegender gewesen, die Veranstaltung kostengünstig im eigenen Pfarrsaal auszurichten. Aber so trägt schon der Ortswechsel dazu bei, mit einem anderen Blick auf sich selbst, auf die Thematiken und auf die Menschen zu schauen, denen man sich doch als Kirche und Pfarrei „neo“, also neu, zuwenden möchte. Noch eins kommt dazu: Die Ehrenamtlichen müssen hier nicht wieder selbst bei Stühlerücken und Verpflegung Hand anlegen, sondern können sich einmal bewirten lassen. Diese Geste drückt eine Wertschätzung ihnen gegenüber aus, die sich kaum mit Worten sagen lässt.

kurze Interviews mit Passanten

Bei dieser „Zukunftsschmiede“ ging es darum, ganz praktisch und tatsächlich mit Menschen auf der Straße in Kontakt zu kommen. Die eine Gruppe nahm sich den bei einem Vorbereitungstreffen erarbeiteten Fragebogen zur Hand und ging damit auf Passanten in der Fußgängerzone zu. Was beschäftigt die Menschen? Welche Themen und Probleme im Blick auf den Ort sind ihnen wichtig? Und: Was könnte / was sollte die katholische Kirchengemeinde ihrer Meinung nach neu, besser oder anders tun?

Bild 3
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Beobachten, Wahrnehmen, Einfühlen

Die zweite Gruppe begab sich indessen auf „Wahrnehmungs-Spaziergänge“ in den Ort. Auch sie nahm sich einige Impulse mit auf dem Weg: Wie wirken, wie „fühlen“ sich Orte, Plätze, Situationen an? Wie wirken die Menschen, die dort unterwegs sind? Welche Empfindungen und Eindrücke kommen auf?

Eine der Kleingruppen hat sich leichte, tragbare Hocker mitgenommen. So konnten sie sich an beliebiger Stelle im öffentlichen Raum hinsetzen, verweilen, beobachten. Mehr noch: Passanten wurden aufmerksam. „Was machen Sie hier?“ „Zählen Sie die Autos?“ Es kam zu Kontakten. „Wir sind von der katholischen Kirchengemeinde.“ Für einige ist das belanglos. Andere wiederum beginnen von sich aus das Gespräch. Manchmal sogar geht es dann ganz schnell in die Tiefe…

Es ist so einfach!

Diese kleine Erfahrung bringt einen Impuls, der sich nahezu überall nachmachen lässt. Sie suchen als Kirchengemeinde den Kontakt zu Menschen in Ihrer Umgebung? Nehmen Sie sich zu dritt oder zu viert etwas zum Sitzen mit und gehen Sie in Ihren Ort. Sie müssen dabei noch nicht einmal mittels Banner, Plakat oder Info-Stand erkennbar sein. Es scheint aber wichtig zu sein, dass Sie an einer Stelle sitzen, wo man normalerweise nicht sitzt (also nicht auf Bänken, Mauern o.ä., die ohnehin zum Sitzen dienen). Dann werden Menschen auf Sie aufmerksam.

„Pastoral der leeren Hände“

Die „DNA“ der „Pastoralen Innovation“ besteht aus zwei ineinander verwobenen Strängen. Der eine Strang sind Methoden und Kommunikationsformen. Hier ganz simpel: Sich als kleine Gruppe irgendwo platzieren. Der zweite Strang ist die innere Haltung, die dem zugrunde liegt. Hier: Wir haben „Interesse“ an den Menschen um uns herum. Wir interessieren uns aber gerade nicht deswegen für sie, weil sie uns als Kirche und Gemeinde irgendwie nützen könnten. Sondern wir möchten aus unserem Glauben heraus ihnen näherkommen, möchten Anteil nehmen an dem, was sie beschäftigt, bewegt und bedrückt. Und wir möchten von ihnen lernen. Hier tut sich gewissermaßen eine neue „Pastoral der leeren Hände“ auf, die in Wirklichkeit gar nicht neu ist, sondern das aufgreift, was Jesus selbst damals seinen Freundinnen und Freunden auftrug: „Nehmt nichts auf den Weg mit.“

Es ist gut, wenn so eine Präsenz auf der Straße keine Einzelaktion bleibt. Man kann es stets wiederholen, wenn Gelegenheit ist, wenn die Teilnehmenden dazu Lust haben, wenn das Wetter stimmt. Das Ziel dabei ist: Wieder gesehen zu werden. Sich wieder einander treffen. Dann wird womöglich aus der anfangs ganz zufälligen und flüchtigen Begegnung mehr…

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Text: Dietrich Fröba
Fotos: privat, unsplash.com


Dietrich Fröba

Diakon & Gefängnisseelsorger
an den JVA Kassel 1 und 2
Dekanat Kassel



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